Definition:
Was ist Neurodermitis?
Die Neurodermitis (atopischen Dermatitis) ist eine chronisch, entzündliche Hauterkrankung, welche auf einer erblichen Veranlagung, der sogenannten Atopie, beruht. Sie zeigt sich entweder als Ekzem, Heuschnupfen oder als Asthma. Nicht jeder mit dieser Veranlagung zeigt die typischen Hautveränderungen. Meist liegt bei Atopikern aber eine empfindliche, zu Trockenheit und Ekzemen neigende Haut vor, die zudem über weniger Schutz- und Abwehrstoffe verfügt. Ca. 15 – 20 % aller Kinder sind betroffen, jedoch nur noch 1,5 – 3 % der Erwachsenen. Das bedeutet, dass es bei Kindern häufig innerhalb der ersten Lebensjahre zu einer dauerhaften Rückbildung der Beschwerden kommt.
Im folgenden Artikel erklären Dir unsere Fachärzt:innen, welche typischen Symptome bei dieser Erkrankung auftauchen, welche Ursachen sie hat und welche Möglichkeiten der Behandlung es gibt.
Themenliste
Symptome:
Wie sieht Neurodermitis aus?
Neurodermitis zeigt sich durch zwei Hauptsymptome: Intensiver Juckreiz und sehr trockene Haut (Xerosis cutis). Dabei unterscheiden wir zwischen verschiedenen Ausprägungen und Lokalisationen abhängig vom Alter:
Im frühkindlichen Alter (0–2 Jahre) ist hauptsächlich das Gesicht, der Kopf (Milchschorf) und die Streckseiten der unteren Extremitäten betroffen. Der Windelbereich ist meistens nicht betroffen. Es bilden sich vor allem Ekzeme, die sich durch Juckreiz, Hautrötung, Schuppen oder Bläschenbildung sowie Krusten äußern. Gelegentlich kann auch der Rumpf betroffen sein.
Die atopische Dermatitis im Kindesalter zwischen 2 und 12 Jahren zeigt sich vor allem in Hautfalten oder in Gelenkbeugen. Dabei sind besonders die Kniekehle oder Ellenbeugen betroffen. An den erkrankten Stellen kann es zudem zu einer Verdickung der Haut (Lichenifikation) kommen.
Im fortschreitenden Alter über 12 Jahren zeigen sich stark verdickte, juckende und teilweise auch schuppende Hautstellen an den Beugeflächen der Extremitäten.
Zusätzlich zu den bereits bekannten und genannten Symptomen ist die atopische Dermatitis mit anderen Erkrankungen, wie Asthma oder Allergien (z. B. Pollen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten) verbunden. Auch haben betroffene Patienten häufig eine Verhornungsstörung der Haut, die sogenannten Reibeisenhaut (Keratosis Pilaris). Die Symptome können individuell variieren und sich auch im Laufe des Lebens immer wieder verändern. Juckreiz und trockene Haut bleiben aber immer das Hauptsymptom.
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Diagnose:
Wie erkennt man Neurodermitis?
Die atopische Dermatitis wird meist durch eine genaue Blickdiagnose festgestellt. Juckreiz und auch Ekzeme müssen für die Diagnose vorhanden sein. Da die Neurodermitis oft ein Zusammenspiel mehrerer Erkrankungen ist, wird der entsprechende Hautarzt Dich genau zu Allergien oder Asthma befragen. Auch wird er Dich zu Erkrankungen in Deiner Familie befragen, da die Erkrankung oft genetisch veranlagt ist..
Therapie:
Was kann man gegen Neurodermitis tun?
Die Haut von Kindern und Erwachsenen mit einem atopischen Ekzem bedarf besonderer Schonung und Pflege.
Besonders wichtig zur Besserung und Vorbeugung von Ekzemen sind folgende Punkte:
Reinigung der Haut
Vermeide häufiges und ausgedehntes Baden und Duschen. Verwende hierbei Badeöle oder rückfettende Duschöle oder sog. „alkalifreie“ Waschsyndets. Dusche oder bade nur kurz und mit nicht zu warmen Wasser. Benutze Waschsubstanzen nur dort, wo es nötig ist (nicht am ganzen Körper). Nach jedem Baden oder Duschen sollte die Haut nur schwach abgetrocknet werden und mit einer Lotion, Creme oder Salbe für trockene Haut rückgefettet werden.
Hautpflege
Basistherapie: Je nach Hautzustand muss die Haut regelmäßig, bis zu 4 x täglich eingecremt werden. Bei besonders trockener Haut (vor allem im Winter) empfehlen sich stärker rückfettende Salben, insbesondere am Abend, mit Zusätzen wie Glycerin oder Urea (diese Zusätze können auf offener Haut brennen). Mit einer konsequenten und guten Basistherapie können Sie akute Schübe mildern, hinauszögern oder sogar ganz verhindern.
Psyche
Häufig treten Krankheitsschübe mit verstärktem Juckreiz in Situationen oder Phasen besonderer psychischer Anspannung oder Stress auf. Entspannungsübungen (z. B. Autogenes Training, Meditation, Atemübungen), evtl. auch Verhaltenstherapie, können helfen, mit diesen Situationen besser umzugehen. Manche Krankenkassen bieten darüber hinaus Patientenschulungen an.
Kleidung
Vermieden werden sollte der Kontakt der Haut mit Wolle und Synthetik-Fasern, ggf. auch mit dunkler Kleidung. Trage am besten (helle) Baumwollkleidung. Innen liegende Etiketten, welche reizen können, entfernen.
Licht und Klima
Ein Wechsel in eine andere Klimazone (z. B. Mittelgebirge, Mittelmeer) oder ein Reizklima, wie im Hochgebirge oder an der Nord- und Ostsee, können große Erleichterung bringen. Gelegentlich reicht eine Änderung der Umgebung, um den Hautzustand zu bessern. Manchmal ist eine regelmäßige Lichttherapie in einer speziellen Kabine oder in einem speziellen Bad sinnvoll (Balneophototherapie).
Allergene
Vermeide den Kontakt mit Stoffen, gegen die Du allergisch bist. Reduziere Kontakte mit typischen Allergieauslösern wie Haustieren und Hausstaubmilben. Bei starken Allergien kann eine Desensibilisierung notwendig sein.
Bestimmte Nahrungsmittel, von denen bekannt ist, dass sie häufig die Erkrankung verschlimmern können, sollten gemieden werden. Hierzu zählen insbesondere saures Obst und Gemüse (Zitrusfrüchte, Kiwis, Obstsäfte, Tomaten), Süßigkeiten, Nüsse, Schweinefleisch und -Wurstwaren, scharfe Gewürze (Paprika, Pfeffer, Curry), Sellerie und Alkohol. Meiden solltest Du auch alle Nahrungsmittel, gegen die Du allergisch bist bzw. nach deren Genuss Sie eine Verschlechterung des Ekzems feststellen.
Schule, Beruf & Arbeitsplatz
Bemühe Dich um einen geregelten, möglichst stressfreien Tagesablauf. Jeder Mensch ist Stress ausgesetzt, das Geheimnis ist viel mehr, wie man damit umgeht. Nimm bei all Deinen Beschäftigungen und Tätigkeiten Rücksicht auf Deine Haut, fixiere Dich aber nicht zu sehr auf sie und lebe so unbeeinflusst davon wie möglich.
Schwimmbad
Aufgrund der Chlorierung sind Besuche in Schwimmbädern eher zu meiden, Meerwasser hingegen bessert die Haut meist sehr zügig.
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Weitere Behandlungsmöglichkeiten
Einsatz von Kortisonsalben: Stellt sich nach den oben genannten Maßnahmen keine Besserung ein, kann der Einsatz von Salben mit niedrig wirksamen Glukokortikoiden (Kortison) notwendig sein, welche die Entzündung hemmen. Bei besonders starken Schüben werden diese auch in hochwirksamer Form angewendet.
Proaktive Therapie: Zusätzlich zu einer erfolgreichen Behandlung nach einem Schub kann die proaktive Therapie angewendet werden. Hierbei wird ein antientzündlicher Wirkstoff regelmäßig (in der Regel zweimal in der Woche) eingesetzt, um neue Krankheitsschübe zu verhindern.
Wirkstoffe:
Was hilft bei Neurodermitis?
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- Altmeyer, P.: Atopische Dermatitis (24.08.2022) | Abgerufen am 15.11.2022 von www.altmeyers.org
- Amboss GmbH. Kapitel: Atopic Dermatitis [30.11.2022] | Abgerufen am 08.01.2023 auf www.amboss.com