Nesselsucht (Urtikaria)

Auch bekannt als: Urtikaria, Nesselfieber, Nesselausschlag, Urticaria

ICD-Code: L50.8
Nesselsucht_Urtikaria
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Definition:

Was ist Nesselsucht?

Die Urtikaria oder auch Nesselsucht ist eine der häufigsten Hauterkrankung. Sie zeigt sich meist in Form von juckenden Quaddeln auf der Haut. Die Symptome ähneln der Hautreaktion nach dem Kontakt mit Brennnesseln, daher auch der Name (urtica = lateinisch für „Nessel“). Die Wahrscheinlichkeit, einmal an einer Urtikaria zu erkranken, beträgt ca. 20 %, d. h. jeder Fünfte ist in seinem Leben einmal von einer Urtikaria betroffen. Man unterscheidet zwischen der akuten und der chronischen Urtikaria. Bei der akuten Form verschwinden die Beschwerden innerhalb von 24 Stunden, wenigen Tagen oder maximal 6 Wochen. Zeigen sich die Symptome länger als 6 Wochen, spricht man von einer chronischen Urtikaria. Wichtig zu wissen: Die Urtikaria kann sehr viele Ursachen haben. Meist liegt die Problematik darin, den Auslöser zu finden.

Themenliste

Symptome:

Wie sieht Nesselsucht aus?​

Typische Symptome der Nesselsucht sind flüchtig auftretende, gerötete und scharf begrenzte Quaddeln auf der Haut, die mit einem teils starken Juckreiz einhergehen. Häufig zeigen sich die Symptome im Gesicht, an den Händen, in den Armbeugen oder am Hals. Auch Hautstellen, an denen die Kleidung die Haut reizt, können sich Urtikaria-Symptome zeigen. Ist der ganze Körper von den Symptomen betroffen, spricht man von einer generalisierten Urtikaria. Welche Körperstellen betroffen sind, ist von Patient zu Patient unterschiedlich.

Zusätzlich kann es zur Schwellung von Schleimhäuten, Lippen, Augenlidern und Zunge kommen. Diese sogenannten tieferliegenden Angioödeme jucken zwar nicht, können aber dennoch schmerzhaft sein und bilden sich langsamer zurück als Quaddeln. Bei einer schweren akuten Urtikaria können zudem eine erhöhte Körpertemperatur, Kopfschmerz, Durchfall, Atem- und Schluckbeschwerden und Abgeschlagenheit auftreten.

Bild Nesselsucht Urtikaria
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Beispielbilder:

So sieht Nesselsucht aus

Ursachen:

Wie entsteht Nesselsucht?

Die typischen juckenden Quaddeln bilden sich dadurch, dass bestimmte Immunzellen (Mastzellen) gereizt werden und daraufhin entzündungsfördernde Botenstoffe ausschütten. Vor allem das Gewebshormon Histamin ist verantwortlich für die Symptome der Nesselsucht.

Arten und Träger:

Welche Formen der Nesselsucht gibt es und durch was wird sie dabei ausgelöst?

Es gibt verschiedene Formen der Nesselsucht, die sich je nach Auslöser und Symptombildung unterscheiden.

  • Akute Urtikaria: Diese tritt plötzlich auf und dauert in der Regel weniger als sechs Wochen an. Sie kann durch verschiedene Auslöser wie Infektionen, Nahrungsmittelallergien, Medikamente oder Insektenstiche verursacht werden.
  • Chronische Urtikaria: Diese Form hält länger als sechs Wochen an und kann über Monate oder Jahre hinweg bestehen bleiben. Die genaue Ursache ist oft schwer zu bestimmen, aber Autoimmunerkrankungen oder andere chronische Krankheiten können eine Rolle spielen.
  • Physikalische Urtikaria: Hier reagiert die Haut auf physische Reize wie Druck (druckinduzierte Urtikaria), Kälte (kälteinduzierte Urtikaria), Wärme (wärmeinduzierte Urtikaria), Sonnenlicht (solare Urtikaria).
  • Cholinergische Urtikaria: Diese Form tritt auf, wenn der Körper auf eine Erhöhung der Körpertemperatur reagiert, z.B. durch körperliche Anstrengung, emotionale Belastung oder heißes Baden.
  • Dermographische Urtikaria: Hier erscheinen Quaddeln oder Hautrötungen nach Reibung oder Kratzen der Haut, oft auch als „Schreiber-Urtikaria“ bekannt.
  • Seltene Formen: Dazu gehören Urtikaria vasculitis (entzündliche Form der Urtikaria), Kontakturtikaria (durch Hautkontakt mit bestimmten Substanzen) und andere seltene Unterformen, die spezifische Ursachen haben können.

Auslöser durch Ernährung:

Welche Lebensmittel können Nesselsucht auslösen?

Nesselsucht (Urtikaria) kann durch verschiedene Lebensmittel ausgelöst werden, insbesondere wenn eine Nahrungsmittelallergie vorliegt. Zu den häufigsten Lebensmitteln, die Nesselsucht verursachen können, gehören:

  • Nüsse: Insbesondere Erdnüsse sowie Mandeln, Haselnüsse, Walnüsse usw.
  • Fisch und Meeresfrüchte: Besonders häufig sind Thunfisch, Lachs, Garnelen, Krabben und andere Schalentiere.
  • Milchprodukte: Vor allem Kuhmilch kann allergische Reaktionen hervorrufen.
  • Eier: Sowohl das Eiweiß als auch das Eigelb können allergische Reaktionen auslösen.
  • Soja: Produkte, die Soja enthalten, wie Sojamilch, Tofu oder Sojasauce.
  • Weizen: Insbesondere bei Personen mit Weizenallergie kann der Verzehr von Weizenprodukten Nesselsucht verursachen.
  • Obst und Gemüse: Bestimmte Sorten wie Erdbeeren, Zitrusfrüchte, Tomaten, Avocados oder Kiwis können allergische Reaktionen auslösen.
  • Gewürze und Konservierungsstoffe: Manche Menschen reagieren allergisch auf bestimmte Gewürze oder Konservierungsstoffe in Lebensmitteln.
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Komplikationen:

Ist Nesselsucht gefährlich?

Nesselsucht ist in der Regel nicht gefährlich, aber die auftretenden Symptome können dennoch unangenehm sein. In seltenen Fällen kann es zu schwerwiegenden Komplikationen wie Atembeschwerden und Schock führen, insbesondere bei allergischen Reaktionen.

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Therapie:

Was kann man gegen Nesselsucht tun?

Die Therapie richtet sich nach der Form und Ausprägung der Urtikaria. Das Ziel der Therapie ist aber immer, die Symptome zu lindern und, sofern möglich, die Ursache zu beseitigen.

Symptomlinderung: Bei leichten oder lokalisierten Formen kommen sog. Antihistaminika (H1-Blocker) als Basistherapie in Form von Tabletten zum Einsatz. Tritt unter der Standarddosierung keine Besserung ein, so kann nach Rücksprache mit Deinem Arzt die Dosis auf das Vierfache gesteigert werden (off-label use). Um den Juckreiz zu lindern, können Salben mit Menthol oder kühlende Umschläge helfen. Bei ausgeprägten Formen kommt es zum intravenösen Einsatz von Glukokortikoiden (Kortison) und H1-Blockern.

Ursachenvermeidung: Die beste Therapie gegen Nesselsucht ist es, dass Du mögliche Auslöser mithilfe einer ausführlichen Anamnese eindeutig identifizierst und anschließend meidest oder beseitigst. 

Wichtiger Hinweis: Bei Auftreten von Atemnot, Kreislaufbeschwerden und ausgedehntem generalisierten Befall solltest Du unverzüglich einen Arzt konsultieren oder die Notaufnahme aufsuchen, da in den meisten Fällen eine rasche medikamentöse Therapie oder sogar eine stationäre Aufnahme erfolgen muss.

Behandlung:

Welche Hausmittel helfen bei Nesselsucht?

Auch Hausmittel können ergänzend zur Behandlung von Nesselsucht verwendet werden, da sie Juckreiz lindern und die Haut beruhigen, ohne auf verschreibungspflichtige Medikamente zurückgreifen zu müssen. Folgende Hausmittel können helfen:

  • Kühlung: Kalte Kompressen oder ein kühlendes Bad können helfen, den Juckreiz zu lindern und die Haut zu beruhigen.
  • Haferflocken: Haferflocken können als natürliches Mittel gegen Juckreiz und Entzündungen wirken.
  • Backpulver: Eine Paste aus Backpulver und Wasser kann auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen werden, um den Juckreiz zu lindern.
  • Kühlende Lotionen: Feuchtigkeitsspendende und kühlende Lotionen oder Gels (z.B. mit Menthol oder Aloe Vera) können helfen, die Haut zu beruhigen.
  • Quarkumschläge: Quark kann ebenfalls kühlend wirken und den Juckreiz lindern.
  • Kamillentee: Kamillentee wirkt unter anderem entzündungshemmend und beruhigend.

Ist die Nesselsucht heilbar?

In vielen Fällen ist Nesselsucht heilbar, indem die Ursache behandelt wird. Wenn die Urtikaria durch eine allergische Reaktion verursacht wird, kann sie durch die Vermeidung des Allergens oder durch die Einnahme von Antihistaminika gelindert werden. Wenn die Nesselsucht durch andere Faktoren verursacht wird, bedarf es ggf. anderer Behandlungsmöglichkeiten, die wir im nächsten Abschnitt aufführen.

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Dr. med. Frederic Pfeifer ist Facharzt für Dermatologie, einer der Gründer der digitalen Hautarzt-App DERMAFY und Spezialist für entzündliche Hauterkrankungen.
Quellangaben

Altmeyer, P.: Urtikaria (Übersicht) (14.04.2022) Abgerufen am 28.11.2022 von www.altmeyers.org

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